Weg. Nur Weg.


Eine Tür fiel ins Schloss, ein Fenster knallte zu. Ein Atemzug, ein Wimpernschlag. Ein Schuss hallte durchs Ödland. Weg, nur weg, dachte sie.

Ina knallte die Schuhe in die Ecke, schlüpfte aus den Socken und stieg aufs Skateboard. Während sie schon anfing, Schwung zu holen und zu rollen, zog sie ihren Rucksack aus dem Regal. Als sie die Straße runterrollte, atmete sie auf. Sie war wieder frei, wenn auch nur für ein paar Stunden.
Raus aus dem Dorf, an den spärlich bepflanzten Feldern vorbei, hinaus ins Ödland. Dort, wo niemand ist. Weit und breit nichts, nur Sand, hin und wieder mal ein Strauch. Am Ende der letzten Straße ein Haus. Ihr Haus. Für einen normalen Menschen sah es aus wie Schrott. Marode. Wertlos. Aber für Ina war es das Größte, Heiligste, Wertvollste, was sie besaß.
Der Sand fing an, zwischen den Skateboardrollen zu knirschen. Ina sprang ab, klemmte sich das Skateboard unter den Arm und lief barfuß weiter.
Endlich konnte sie das Haus am Horizont sehen. Allein die Vorfreude auf die schiefen Wände ließ sie schneller laufen.
Sie war angekommen. Angekommen und frei.

Noch bevor Ina das Zauntörchen öffnen konnte, wusste sie, dass etwas anders war. Irgendjemand war da gewesen, seit sie das letzte Mal dagewesen war. Ihr Herz klopfte schneller, als sie die frischen Fußstapfen im Sand sah, die gefegten Treppen vor der Tür. Aus einem unerklärlichen Impuls schmiss sie ihr Skateboard hinter die vertrocknete Hecke und presste sich an die Hauswand. Es knarzte und Ina machte vor Schreck einen Satz nach vorne, sie hatte vergessen, dass die Wände nachgaben. Ein Atemzug, ein Schritt in Richtung Tür. Die fiel durch einen plötzlichen Windstoß zu. Zu! Die Tür konnte man doch nie richtig schließen. Was war hier los?

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